DINNER-ON-THE-RUN - Anekdoten - Der Unfall
Unsere Nachspeise für das DINNER stand verzehrsbereit im
Kühlschrank, der gedeckte und dekorierte Tisch wartete auf unsere Rolle
als Gastgeber. Mein Kochpartner hatte netterweise ein Auto dabei und
sich vorher bereit erklärt, bis zum Abschlusstreffen auf Alkohol
weitgehend zu verzichten, um uns beide wohlbehalten durch die Gegend zu
kutschieren.
Kurz vor unserem Ziel konnten wir erahnen, wo unser Gastgeberpaar uns erwarten wird. In jener Gegend war es mit Parkplätzen nicht allzu gut bestellt, sodass wir bereits vorher angestrengt nach einem freien Platz zu suchen begannen. Beide schauten wir aus dem Seitenfenster, jede erdenkliche Möglichkeit wurde innerlich inspiziert und abgeklopft. Dabei sinkt natürlich der gute Wille, das Augenmerk auf die Geschehnisse der Straße zu richten.
Mein Kochpartner war so eingenommen von dem Parkplatz, den er unbedingt finden wollte, dass er nur noch selten auf die Fahrbahn und ihre natürlichen Gesetzmäßigkeiten achtete. Also musste er dazu gezwungen werden. Diese Aufgabe übernahm nicht ich, sondern das Auto vor uns, dem wir plötzlich so nahe gekommen waren, als wenn das Gefährt meines Kochpartners spontane Gelüste nach Artgenossen gehabt hätte, um jetzt auf die Schnelle erste Begattungserfahrungen zu sammeln. 100m vor unserer sehr verdienten Vorspeise fuhren wir also einem Auto in den Kofferraum. Die Reaktion meines Körpers hatte dem nicht viel entgegenzusetzen. Widerstandslos passte er sich den Bewegungen des Autos an, mein Kopf schoss bei dem Aufprall nach vorne. Ich hatte schon die Befürchtung, dass mein Fahrer dies als kräftiges Nicken interpretierte und glaubte, er bekäme immer noch kritiklose Zustimmung zu seinen rabiaten Fahrkünsten. Ich lehnte mich in das Polster zurück. Da saß ich nun also mit einer Hirnmasse, die sich anfühlte, als hätte sie kurzzeitig ihren Dienst gekündigt, und einem Typen neben mir, dessen Funktion mir nicht einfallen wollte. Mein Nacken hatte seine Arbeitsfähigkeit wohl auch aufgegeben, denn drehen und wenden ließ sich mein Kopf, normalerweise mit freundlicher Unterstützung des Rumpfes nicht. Irgendwie fühlte ich mich verpflichtet, das Gesicht über mir zu beruhigen und dachte angestrengt über den Grund nach, der mich so naiv dazu gebracht hatte, in dieses Auto zu steigen. „Mir geht es gut“, sagte ich. „Ganz abgesehen davon, dass ich nicht weiß, warum ich hier bin und sich meine Gewalt über meine Kopfpartie in einen schmerzhaften Impuls verwandelt hat“, dachte ich still weiter.
Glücklicherweise hatte ich es mit einem sensiblen Mann zu tun, der mir doch tatsächlich meine missliche Lage ansah und beschloss, nachdem er mit dem Besitzer des angefahrenen Autos verhandelte und feststellte, dass sein Auto trotz Beulen noch in der Lage war weiterzufahren, mich ins Krankenhaus zu bringen.
Als er wieder neben mir am Steuer saß, meinte er, wir müssten unsere Gastgeber für die Vorspeise anrufen, um unser Fehlen zu erklären. Seine Mitteilung konnte er leider nur auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, da sich niemand meldete. Während seines Telefonats beschloss mein Kopf so langsam wieder seine Denkfähigkeit aufzunehmen. Wortfetzen wie "DINNER" und "Parkplatz" vereinten sich erst zu Sätzen, die sich dann innerlich zu ganzen Inhalten erweiterten, bis mir klar wurde: Neben mir saß mein Kochpartner!!!! Es gibt doch nichts Schöneres, als sich jemandem, den man das erste Mal trifft, mit einem starren Hals zu präsentieren. Beim Krankenhaus angekommen half mir mein Kochpartner galant aus dem Wagen und regelte alle Aufnahmegespräche auf charmante Art und Weise. Nicht gerade eine ausgewogene Begegnung, in die ich geraten bin. Er präsentierte sein gesamtes Repertoire an gutem Benehmen und meine Bewegungen des Oberkörpers erinnerten eher an eine steife Schaufensterpuppe als an eine „weibliche Kochhälfte“. „Na ja, wenn Du schon nicht die Figur einer Schaufensterpuppe hast, imitiere wenigstens deren Bewegungen“, machte ich mir selbst Mut.
Die Notaufnahme sah ziemlich voll aus und ich fragte mich, wie wir es schaffen wollten, die Nachspeise um zehn Uhr zu servieren. Bei der Kundgabe meiner Befürchtung schaute mich mein Mitkocher erstaunt an. Er fragte, ob wir nicht erst einmal die Diagnose abwarten wollten und wie es mir danach gehen mochte. Innerlich empörte ich mich: Der gefiel sich wahrscheinlich in seiner Retter-Position, dass er mir nicht mehr gönnte, mich auch noch in Partystimmung und DINNER-Laune präsentieren zu können. Außerdem wartete unsere Nachspeise auf uns, das Auto konnte jetzt sowieso in keine Werkstatt mehr. Gründe, diese „Pflichterfüllung“ im Krankenhaus nicht schnellstens abzuwickeln, gab es meiner Meinung nach überhaupt nicht. Damit war alles gesagt. Seine besorgten Proteste überlistete ich, indem ich ihn bat, doch den Ärzten etwas Druck zu machen und lieber nachzuhaken, wie lange wir schätzungsweise hier verweilen müssten.
Irgendwann kamen wir an die Reihe. Die Diagnose war schnell klar: Schleudertrauma. Die verordnete Halskrause war besonders schick. In jeder Frauenzeitschrift steht, dass hautfarbene Unterwäsche der Lustkiller Nr. 1 ist und nun trug ich diese scheußliche Farbe nicht nur "under wear" sondern "over wear". Meine steifen Bewegungsmuster veränderten sich jetzt natürlich immer noch nicht, trotzdem war ich doch erleichtert, denn eine Stütze für meinen lädierten Hals war das unschöne Teil schon, wenn auch reichlich unerotisch.
Jedenfalls schafften wir es letztendlich pünktlich zu mir nach Hause, um unsere Gäste zu empfangen und die Vorspeise zu servieren. Mein Kochpartner blieb in der fürsorglichen Stimmung und verbot mir, beim Servieren zu helfen.
Zwar konnte ich beim späteren Beisammensitzen nichts Alkoholisches trinken aber ich fühlte mich sowieso, als wenn ich bereits einen Drogencocktail der Marke „Bedröhnt durch den Tag“ zum Frühstück gehabt hätte. Und der so genannte „Tunnelblick“ ist beim Tragen einer Halskrause auch inklusive.
Beim Abschlusstreffen erfuhren wir, dass unsere Gastgeber der Vorspeise ihren Anrufbeantworter nicht abgehört hatten. Die Renner, wo wir dann unentschuldigt fehlten, hatten also keine Ahnung, wo wir waren und bei den Phantasien, die sich in den einzelnen Köpfen anscheinend abgespielt hatten, ist unser Abend wirklich noch ruhig vonstattengegangen.
Kurz vor unserem Ziel konnten wir erahnen, wo unser Gastgeberpaar uns erwarten wird. In jener Gegend war es mit Parkplätzen nicht allzu gut bestellt, sodass wir bereits vorher angestrengt nach einem freien Platz zu suchen begannen. Beide schauten wir aus dem Seitenfenster, jede erdenkliche Möglichkeit wurde innerlich inspiziert und abgeklopft. Dabei sinkt natürlich der gute Wille, das Augenmerk auf die Geschehnisse der Straße zu richten.
Mein Kochpartner war so eingenommen von dem Parkplatz, den er unbedingt finden wollte, dass er nur noch selten auf die Fahrbahn und ihre natürlichen Gesetzmäßigkeiten achtete. Also musste er dazu gezwungen werden. Diese Aufgabe übernahm nicht ich, sondern das Auto vor uns, dem wir plötzlich so nahe gekommen waren, als wenn das Gefährt meines Kochpartners spontane Gelüste nach Artgenossen gehabt hätte, um jetzt auf die Schnelle erste Begattungserfahrungen zu sammeln. 100m vor unserer sehr verdienten Vorspeise fuhren wir also einem Auto in den Kofferraum. Die Reaktion meines Körpers hatte dem nicht viel entgegenzusetzen. Widerstandslos passte er sich den Bewegungen des Autos an, mein Kopf schoss bei dem Aufprall nach vorne. Ich hatte schon die Befürchtung, dass mein Fahrer dies als kräftiges Nicken interpretierte und glaubte, er bekäme immer noch kritiklose Zustimmung zu seinen rabiaten Fahrkünsten. Ich lehnte mich in das Polster zurück. Da saß ich nun also mit einer Hirnmasse, die sich anfühlte, als hätte sie kurzzeitig ihren Dienst gekündigt, und einem Typen neben mir, dessen Funktion mir nicht einfallen wollte. Mein Nacken hatte seine Arbeitsfähigkeit wohl auch aufgegeben, denn drehen und wenden ließ sich mein Kopf, normalerweise mit freundlicher Unterstützung des Rumpfes nicht. Irgendwie fühlte ich mich verpflichtet, das Gesicht über mir zu beruhigen und dachte angestrengt über den Grund nach, der mich so naiv dazu gebracht hatte, in dieses Auto zu steigen. „Mir geht es gut“, sagte ich. „Ganz abgesehen davon, dass ich nicht weiß, warum ich hier bin und sich meine Gewalt über meine Kopfpartie in einen schmerzhaften Impuls verwandelt hat“, dachte ich still weiter.
Glücklicherweise hatte ich es mit einem sensiblen Mann zu tun, der mir doch tatsächlich meine missliche Lage ansah und beschloss, nachdem er mit dem Besitzer des angefahrenen Autos verhandelte und feststellte, dass sein Auto trotz Beulen noch in der Lage war weiterzufahren, mich ins Krankenhaus zu bringen.
Als er wieder neben mir am Steuer saß, meinte er, wir müssten unsere Gastgeber für die Vorspeise anrufen, um unser Fehlen zu erklären. Seine Mitteilung konnte er leider nur auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, da sich niemand meldete. Während seines Telefonats beschloss mein Kopf so langsam wieder seine Denkfähigkeit aufzunehmen. Wortfetzen wie "DINNER" und "Parkplatz" vereinten sich erst zu Sätzen, die sich dann innerlich zu ganzen Inhalten erweiterten, bis mir klar wurde: Neben mir saß mein Kochpartner!!!! Es gibt doch nichts Schöneres, als sich jemandem, den man das erste Mal trifft, mit einem starren Hals zu präsentieren. Beim Krankenhaus angekommen half mir mein Kochpartner galant aus dem Wagen und regelte alle Aufnahmegespräche auf charmante Art und Weise. Nicht gerade eine ausgewogene Begegnung, in die ich geraten bin. Er präsentierte sein gesamtes Repertoire an gutem Benehmen und meine Bewegungen des Oberkörpers erinnerten eher an eine steife Schaufensterpuppe als an eine „weibliche Kochhälfte“. „Na ja, wenn Du schon nicht die Figur einer Schaufensterpuppe hast, imitiere wenigstens deren Bewegungen“, machte ich mir selbst Mut.
Die Notaufnahme sah ziemlich voll aus und ich fragte mich, wie wir es schaffen wollten, die Nachspeise um zehn Uhr zu servieren. Bei der Kundgabe meiner Befürchtung schaute mich mein Mitkocher erstaunt an. Er fragte, ob wir nicht erst einmal die Diagnose abwarten wollten und wie es mir danach gehen mochte. Innerlich empörte ich mich: Der gefiel sich wahrscheinlich in seiner Retter-Position, dass er mir nicht mehr gönnte, mich auch noch in Partystimmung und DINNER-Laune präsentieren zu können. Außerdem wartete unsere Nachspeise auf uns, das Auto konnte jetzt sowieso in keine Werkstatt mehr. Gründe, diese „Pflichterfüllung“ im Krankenhaus nicht schnellstens abzuwickeln, gab es meiner Meinung nach überhaupt nicht. Damit war alles gesagt. Seine besorgten Proteste überlistete ich, indem ich ihn bat, doch den Ärzten etwas Druck zu machen und lieber nachzuhaken, wie lange wir schätzungsweise hier verweilen müssten.
Irgendwann kamen wir an die Reihe. Die Diagnose war schnell klar: Schleudertrauma. Die verordnete Halskrause war besonders schick. In jeder Frauenzeitschrift steht, dass hautfarbene Unterwäsche der Lustkiller Nr. 1 ist und nun trug ich diese scheußliche Farbe nicht nur "under wear" sondern "over wear". Meine steifen Bewegungsmuster veränderten sich jetzt natürlich immer noch nicht, trotzdem war ich doch erleichtert, denn eine Stütze für meinen lädierten Hals war das unschöne Teil schon, wenn auch reichlich unerotisch.
Jedenfalls schafften wir es letztendlich pünktlich zu mir nach Hause, um unsere Gäste zu empfangen und die Vorspeise zu servieren. Mein Kochpartner blieb in der fürsorglichen Stimmung und verbot mir, beim Servieren zu helfen.
Zwar konnte ich beim späteren Beisammensitzen nichts Alkoholisches trinken aber ich fühlte mich sowieso, als wenn ich bereits einen Drogencocktail der Marke „Bedröhnt durch den Tag“ zum Frühstück gehabt hätte. Und der so genannte „Tunnelblick“ ist beim Tragen einer Halskrause auch inklusive.
Beim Abschlusstreffen erfuhren wir, dass unsere Gastgeber der Vorspeise ihren Anrufbeantworter nicht abgehört hatten. Die Renner, wo wir dann unentschuldigt fehlten, hatten also keine Ahnung, wo wir waren und bei den Phantasien, die sich in den einzelnen Köpfen anscheinend abgespielt hatten, ist unser Abend wirklich noch ruhig vonstattengegangen.
Anmerkung:
Diese Geschichte wurde aufgeschrieben von Ari Post.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und Gegebenheiten sind nicht nur zufällig, sondern beabsichtigt.
Die Geschichten haben sich so (oder zumindest so ähnlich) abgespielt und sind nach bestem Wissen und Gewissen nacherzählt worden....